Wie sicher sind unsere Lebensmittel morgen?

Die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie steht in Europa und in Österreich vor großen Herausforderungen. Landesrat Johann Seitinger und die Europa-Abgeordnete Elisabeth Köstinger gaben in der Wirtschaftskammer Bruck interessante Einblicke und realistische Ausblicke.

Landesrat Seitinger sieht die Landwirtschaft und die Lebensmittelversorgung in einem großen Umbruch, verantwortlich dafür seien der Druck durch große Produzenten und Supermarktketten, internationale Handelsverträge und der dramatische Klimawandel. Seitinger: „Die Giganten bestimmen nicht nur die Produktgestaltung, die Einkaufsformen und die Preise, sie verändern auch den Gaumen der Menschen.“ In Österreich teilen sich drei Handelsketten 80 Prozent des Lebensmittelumsatzes auf. Kleine landwirtschaftliche und handwerkliche Betriebe hätten es schwer, ihre Qualitätsproduktion aufrecht zu erhalten, zumal noch immer 60 Prozent der Konsumenten wegen des Preises kaufen.

Globalisierung nicht nur negativ sehen

„Die Globalisierung ist eine Tatsache und Normalität geworden,“ stellt die Europa-Abgeordnete Elisabeth Köstinger fest. Sie bringe auch positive Auswirkungen für unser Land, immerhin verdient Österreich 6 von 10 Euro im Export. „Der Abbau von Zöllen und bürokratischen Hürden ist sinnvoll, hingegen müssen unsere Qualitäts- und Sicherheitsstandards gesichert bleiben,“ bezieht Köstinger klare Position.

Sie persönlich und viele Mitglieder des Europäischen Parlaments seien dem Handelsabkommen TTIP von Anfang an kritisch gegenüber gestanden, da sie die Forderungen der USA unannehmbar für Europa hielten. Jetzt glaube kaum noch jemand an eine Fortsetzung der Verhandlungen. Anders steht sie zu CETA, dem Vertrag mit Kanada: „In diesem Abkommen war die Liberalisierung der Landwirtschaft von beiden Seiten nie geplant, die Schutzstandards sind abgesichert.“ Vielmehr gäbe es klare Exportchancen für landwirtschaftliche Qualitätsprodukte.

Bedrohung Klimawandel

Die größte Herausforderung sieht Köstinger im Klimawandel, dem nur global zu begegnen sei. Größte Eile sei geboten, denn „wir werden die letzte Generation sein, die überhaupt noch etwas bewegen kann.“ Auf vielen Ebenen müsse der Verbrauch unserer Ressourcen intelligent zurückgeführt werden. „Wir verbrauchen derzeit mehr, als wir brauchen. Wir leben auf Kosten der nächsten Generationen.“

Wert der Lebensmittel

Die Aufforderung Seitingers, den Wert unserer Lebensmittel stärker bewusst zu machen, fand ungeteilte Zustimmung. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass jährlich allein in der Steiermark Lebensmittel im Wert von 150 Millionen Euro im Müll landen. Köstinger: „Dieses permanente Preisunterbieten tut den Bauern nicht gut, tut auch den Tieren nicht gut und nutzt auf längere Sicht den Konsumenten nicht.“ Regionalität, Qualität und die Sicherheit, aus dem eigenen Land versorgt zu werden, gehören dafür in den Vordergrund gerückt.